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Juli 2009: Anreiseanekdoten 

Auf in ein neues Abenteuer. Viele Trainingsstunden und große Neugierde und Vorfreude habe ich im Gepäck, als ich in den Flieger steige.

Die Anreise nach China war unspektakulär. Gestern Nacht um Eins lag ich mit ca. 11 Flugstunden auf dem Buckel, drei Zugstunden in Deutschland, drei Wartestunden in Frankfurt, 7 Wartestunden in Peking und zwei Autostunden Transfer hier in Zentralchina im Bett.
Zumindest in so einer Art Bett. Aussehen tut es wie eines, allerdings besteht die ‚Matratze‘ aus zwei Sperrholzbrettern die durch Bettfedern miteinander verbunden sind (deren Wirkung mir an dieser Stelle nicht so ganz aufgeht). Obendrauf liegt dann eine normale Bettauflage, das sind zumindest zwei Zentimeter weiches Material. Das dient vielleicht der – hm – Inneren Reinigung? Jedenfalls muss man sich den Schlaf darauf quasi erarbeiten, was wahrscheinlich sehr ‚kungfu‘ ist. Wobei, ab morgen dürfte das Einschlafen ohnehin kein Problem mehr sein.

Der ganze Weg von Deutschland nach China war gespickt mit recht lustigen Ereignissen. Zunächst mal saßen im Zug zwei Jungs gegenüber, die jeden Punkt der Definition ‚halbstark‘ erfüllten. Wie innerhalb von Minuten klar wurde, waren die beiden auf dem Wochenend-Heimweg ihrer Bundeswehrausbildungsstätte in Roth und gaben erstmal die schönsten Bundgeschichten zum Besten. Es folgten Erlebnisse aus diversen Freizeitparks. Dann gab’s einen Schlenker über Internetzugänge in Schulen, dessen technisches Fachwissen einem den Schweiß auf die Stirn trieb… Schließlich durfte ich mir anhören, warum W-O-W jetzt ein Aufbauspiel oder eben doch keines ist. Und diese ganze Zeit, die die beiden ohne Punkt und Komma sprachen, brachten die es tatsächlich fertig, sich gegenseitig nicht eine Nachfrage zu stellen.

Das ging so: Also ich musste bei der schwarzen Mamba eineinhalb Stunden warten – Also als ich da war, da war nix los, da war ich in zehn Minuten drin – Jaa, als ich das erste Mal da war, da war das so voll, aber beim zweiten Mal, da musste ich auch nur ganz kurz anstehen – Also ich bin einmal gefahren und dann gleich wieder rauf und nochmal – Ich bin auch gleich wieder rauf. Und dann unten gleich durchgesaust und nochmal und nochmal… Den Rest könnt ihr in dieser Art beliebig so weiterschreiben.

Zum krönenden Abschluss gab’s folgendes Schmankerl: Oh Mann, ich muss noch diese ganzen Dienstgrade auswendig lernen – Ich kann sie schon – Wie heißt das jetzt eigentlich genau, Feldwedel oder Feldwebel, das hab‘ ich noch nie so genau verstanden? – Das heißt Wedel, Feldwedel. Ich merk mir das immer so: Feldwedel wie Staubwedel! :-)

Ich denke es ist erwähnenswert, dass es mir gelang, erst draußen vor der Tür loszuprusten, denn Feldwedel und Staubwebel gaben sich glücklicherweise erst kurz vorm Flughafen die Ehre!

Peking: Blick aus dem Terminalfenster. Es ist Mittag! Der Smog hier ist unvorstellbar.

Kurz vor der Landung in Peking gab es dann eine kurze Szene, die wie aus einem Hollywoodstreifen wirkte. Die Stewardessen gaben durch, dass alle Passagiere nach der Landung doch bitte noch sitzen bleiben mögen, da das ‚Quarantänekommando‘ zum Fiebermessen hereinkäme. Meine Zweifel, ob ich das stark chinesisch akzentuierte Englisch falsch verstanden hätte wurden von 4 Mann zerstreut, die in weißen Anzügen, Schutzbrille, Mundschutz und Schutzhandschuhen tatsächlich die Maschine abschritten und bei jedem Passagier die Temperatur maßen! Später gab’s auch noch so einen Komplettkörperscan, wie es bei SARS eingeführt worden war. Kurz vor dem Inlandsflug Peking-Xiangfan fiel mir auf, dass ich bezüglich meines Taxis Xiangfan-Wudangshan extrem gut ausgesrüstet war: keine Ahnung und keine Daten. Ich hatte nämlich gar nichts, nicht den Namen meiner Schule auf chinesisch, keine Telefonnummer oder Adresse, noch nicht einmal den Namen oder irgendein Erkennungszeichen des Fahrers. Hm - ihr kennt mich ja... "Warum, hat doch alles prima geklappt!" ...würde ich jetzt natürlich sagen. Und sage ich auch! :-)

Endlich eine richtige chinesische Nudelsuppe!
Sehr scharf, aber ob Hitze oder Schärfe den Schweiß auf die Stirn treiben, ist einerlei.

Nachdem ich vom offensiven Schimmelgestank, den der innerchinesische Flieger mir aus seinen Klimadüsen ins Gesicht geblasen hat, etwas benebelt ausgestiegen bin und dabei gegen eine derartige Wand von Hitze und Schwüle geprallt bin (nachts um 22:00 Uhr : 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit, die man vor dunklem Hintergrund wie Nebelreißen sehen kann), begrüßte mich dann ein kleines Schild mit meinem Namen und ich durfte sogar in ein klimatisiertes Auto einsteigen. Dann ging es ratzfatz auf einer Autobahn weiter, kein bergiges Gekurve oder ähnliche ungute Ahnungen erfüllten sich. Nachdem ich ganz automatisch nach dem Anschnallgurt gegriffen hatte und sah, dass das Gegenstück im Rahmen einer grundsätzlichen Installation unter einer Sitzauflage verschwunden war, ließ ich den Gurt unauffälig an seinen Platz zurückgleiten – fühlte mich aber bei dem rasanten Treiben auf einer dreispurigen Autobahn, auf der sich alles auch ohne Fahrstreifen lautstark irgendwie selbst organisierte nicht so richtig wohl. Der netten Aufforderung durch die Begleitung des Taxifahrers, ich könnte ja ein wenig schlafen, ließ sich da nicht so recht nachkommen.Ach ja, die Begleitung: der freundliche Peng, mit dem ich seit Februar in Mailkontakt war, um alles zu planen, ist ein Mädchen! Und zwar so eine Art Büro-und-alles-drumherum-Managerin der Schule. Jetzt darf ich sie Maggie nennen...

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