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Summer Time Schedule:
5:20 Wecken
5:40 Morning Exercise
7:00 Breakfast
8:00 - 11:20 Training
11:30 Lunch
12:00-15:30 Nap Time
15:30-17:00 Afternoon Class
17:00-19:00 Training
19:00 Dinner
20:00-22:00 Free Exercices
Und dies: Montag bis Samstag.
Sonntag: Koma :-).

Wer nun denkt, ein Trainingsstart um 5:40 sei doch recht beschaulich, hat weit gefehlt. Das gilt vielleicht für die "Kungfu-Boys", die kleinen chinesischen Jungs, die ihre gesamte Zeit bis auf die Ferien in der Kungfu-Schule verbringen und dort auch den regulären Unterrichtsstoff haben. Für die genügt es, wenn sie um kurz vor knapp aus dem Bett purzeln.

Für mich nicht. Um 5:40 beginnt nämlich wirklich punktum das eigentliche Training - Aufwärmen ist Selbstverantwortung. Also stehe ich um 4:15 auf, esse eine Kleinigkeit und gehe als ersten morgendlichen Akt in den Hügeln hinter der Schule zwischen den Orangenbäumen joggen. Dort parken gern Kleinlaster vor der Weiterfahrt in die abgelegenen Bergdörfer und die Fahrer übernachten unter den Fahrzeugen. So manches Mal werde ich in diesem Sommer noch einen von ihnen mit meinem morgendlichen Lauf fürchterlich erschrecken, aber es ergeben sich auch einige lustige Begegnungen.

Nach dem Joggen ziehe ich mich nochmal um und gehe in den Tempelvorhof, um mich zu dehnen. Langsam trudeln alle ein und reihen sich gähnend in die Schülerriege ein. Um Punkt 5:40 erscheint der Shifu, öffnet die heiligen Hallen und es geht los.

Dieser Rhythmus gefällt mir gut – es ist früh, keine Frage, aber der Morgen gehört mir so ganz alleine, bevor das "summer schedule" mich danach bis zur totalen Erschöpfung am Abend im Griff hat.

Jetzt wird es hart: Morning Exercise.
Das ‚Morning Exercise‘ ist die tägliche Wiederholung der Kungfu-Basistechniken: verschiedene Faust- und Kicktechniken und verschiedene Taiji-Grundschritte und-Haltungen. Das Ganze wird sehr schnell angezählt und man kommt derart ins Schwitzen, dass nicht nur alles am Körper nass ist, sondern um einen jeden Schüler herum der Boden hübsch gesprenkelt ausschaut. Und das, obwohl wir in der Früh nur mit angenehmen 30 Grad konfrontiert sind… Dieser Morgensport ist aber sehr nach meinem Geschmack und wenn’s danach zum Frühstück geht, dann bin ich schon ganz zufrieden mit dem Tag :-).

...Inzwischen habe ich zwei volle Trainingstage hier erlebt. Das Haupttraining ist das dreieinhalbstündige am Vormittag; in diesem lernen wir neue Bewegungen zu unseren Formen oder neue Basistechniken. Am Nachmittag- und Abendtraining werden diese dann wiederholt, korrigiert und vertieft. Hier übt dann jeder viel für sich oder auch in kleinen Gruppen, wie man sich eben gerade so organisiert. Die vier "Brothers" und Meister Chen gehen dann herum und kommentieren hier und da. Das ist sehr lustig, denn es erfolgt ausschließlich auf chinesisch!

Ich verstehe es dennoch ganz gut, da ich die Körpersprache mit meiner eigenen Erfahrung zu Haltungen usw. kombinieren kann und mir dann oft aus dieser Kombination her aufgeht, was ich falsch mache. Witzig finde ich dabei, dass es den Coaches gar nichts ausmacht, dass ich natürlich kein Wort verstehe, die plaudern einfach trotzdem drauflos.

Master Chen immerhin kann ein wenig englisch – nicht so, dass er dadurch wirklich etwas erklären könnte, aber zumindest kleine Nachfragen wie z.B. ‚left hand like this?‘ kann er verstehen. Der Meister ist überhaupt ein heiterer Mensch, der mit den Chinesen ganz viel am rumwitzeln ist und lacht. Schade, dass ich keine Ahnung habe, worüber.

Ich möchte mit einer Taiji-Form beginnen, denn das Wudang- Taiji interessiert mich nach meinen bisherigen Erfahrungen im Yang- und Chen-Stil sehr. Eigentlich hätte ich mir eine ganz bestimmte Form vorgestellt (so war es auf der Website versprochen...), aber ein paar Tage nach mir stoßen noch einige Chinesen aus Peking hinzu und so werden wir kurzerhand zu einer kleinen Übungsgruppe formiert und eine andere Form wird bestimmt.

Ich lerne Ping-Ping kennen, deutscher Nutzername "Lisa" - diese Angewohnheit der Chinesen, sich für europäische Gegenüber einfach neue Namen zu geben, ist wirklich ulkig - die bald eine richtige Freundin wird.

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